, Lisa Kaum

GRÜNDUNGSMÜTTER EUROPAS - Die weiblichen Wurzeln der Union

Auftakt einer Porträtserie

Der Weltfrauentag zeigt auf, was häufig unsichtbar bleibt. Die Europäische Föderalistische Bewegung (EFB) und die Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Europäerinnen vorzustellen, deren Leben und Wirken im Schatten von Männern häufig vergessen wurde. Der Auftakt einer Porträtserie.   

Wer heute die EU-Kommission in eine Online-Suchmaschine eingibt, wird in sekundenschnelle in das geschäftig-wirkende Gesicht von Ursula Von der Leyen blicken – in das Gesicht der ersten weiblichen Kommissionspräsidentin. Dass die deutsche Politikerin als eine der hundert einflussreichsten Personen weltweit gilt, ist beeindruckend – dass eine Frau Kommissionspräsidentin wurde, ist zweifellos ermutigend. Doch von der Leyens Amt ist genauso wenig ein Beweis für die vollendete Gleichstellung zwischen Mann und Frau in der EU, wie dies Merkels Kanzlerschaft war oder jemals hätte sein können. Denn oftmals unbekannt oder vergessen waren schon im 20. Jahrhundert zahlreiche bedeutende Frauen Wegbereiterinnen der späteren Europäischen Union, zu einer Zeit, als das Wahlrecht von Frauen in Europa noch keine Selbstverständlichkeit war und ein „Gender Pay Gap“ noch nicht berechnet werden konnte, weil die Möglichkeit zur Erwerbsarbeit für Frauen von dem Gutwillen ihres Ehemannes abhing. Diese Vorreiterinnen, diese „Mütter Europas“, waren gefangen in einem engen Korsett aus patriarchalen gesellschaftlichen Strukturen und mangelnden politischen Rechten – sie kämpften für die Idee der Union zu einer Zeit, als die Mehrheit der Frauen nicht über ihren eigenen Körper bestimmen konnten und in wirtschaftlicher Abhängigkeit lebten.  

Wahr ist, einzelne Frauen in der Politik sind keine „Game Changer“ für umfassende Gleichstellung – wahr ist, unter den Gründungsverträgen sind die Namen von Männern dominant. Wahr ist aber auch, dass diese „Gründungsmütter“ Europas unsere Leuchttürme sein können – der Beweis dafür, dass auch im ungemütlichsten Fahrwasser ein Weg zum Ziel führt dass auch innerhalb von verkrusteten Strukturen und ungleichen Machtverhältnissen kleine Änderungen möglich sind, die irgendwann zu großen Änderungen werden können. Wahr ist, dass diese Vorreiterinnen der Europäischen Einigung unseren Respekt verdienen – es verdienen, nicht vergessen zu werden.  

Gerade in Zeiten einer weltumspannenden Pandemie, welche Frauen wieder zu mehr „Home“ und weniger „Office“ drängt, welche die pflegenden und sorgenden Teile der Gesellschaft mit ungeheuren Anforderungen belastet, welche Gewaltstrukturen sichtbar macht. Gerade in dieser Zeit ist es unsere Aufgabe, die starken Frauen der Vergangenheit nicht zu vergessen, sondern sie im Gegenteil in den Fokus der Debatten zu rücken. Frauen waren schon immer Treiberinnen der europäischen Idee – je mehr wir die folgenden Frauen, die großen Gründermütter, in den Mittelpunkt stellen, desto mehr Chance geben wir heutigen Frauen in der Politik und der Gesellschaft, es ihnen gleich zu tun.  

In einer umfassenden Serie von Postings auf den Webseiten und in Social Media werden die EFB Steiermark und die JEF Steiermark beeindruckende Gründermütter Europas vorstellen. Unter den porträtierten Frauen finden sich Simone Veil Jacob, die erste Präsidentin des Europäischen Parlaments, Louise Weiss, eine Vordenkerin der Europäischen Einigung und die erste Alterspräsidentin des Europäischen Parlaments. Ebenso vorgestellt werden Sofia Corradi, die „Mutter“ des Erasmus-Programms, Ursula Hirschmann, eine glühende und wegweisende Föderalistin sowie weitere bedeutende Europäerinnen und lokale Frauen aus Österreich und der Steiermark, die sich früher und heute für die Verwirklichung der europäischen Idee engagiert haben bzw. engagieren. Begonnen wird in der Woche des Weltfrauentags (08. März) mit der Vorstellung von jeweils einer Frau aus der EFB Steiermark und einer Frau aus der JEF Steiermark, die proeuropäische Organisationen schon seit Jahren leidenschaftlich unterstützen. 

Auf dass die Frauen in der EU ihren Platz am Tisch bekommen – und ihr Wirken sichtbar wird!  

 

Quellen: